Gebäudeklima (Heizen, Kühlen, Arbeitsschutz)

Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter ist auch abhängig von den Arbeitsbedingungen, die im Textilreinigungsbetrieb herrschen.

Die größte Leistungsfähigkeit liegt für die körperlich anspruchsvolle Arbeit bei etwa 19 bis 22 °C und bei einer relativen Luftfeuchte von ca. 30 bis 45 %.

In der Praxis bewegen sich die Raumlufttemperatur als auch die Luftfeuchte nach einem gewissen Zyklus:

  • Morgens / bei Betriebsbeginn

Niedrige Raumlufttemperaturen bei gleichzeitig meist hoher relativer Luftfeuchte:

Gefahr von Kondensatbildung und Schimmel an kalten Oberflächen (z.B. Fenster)

  • Abhilfe je nach Jahreszeit: Dauerlüften im Sommer oder Heizbetrieb (Winter) mit aktivem Energieeinsatz (Heizung) oder passivem Energieeinsatz (Wärmeverlust Anlagentechnik)
  • Im Tagesverlauf

Meistens – bereits vor der Mittagspause – herrschen hohe, unbehagliche Temperaturen über 25 °C mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit besonders im Finishbereich.
Abkühlen durch Lüfter oder permanentes Querlüften bewirkt jedoch hohe Energieverluste.

Die vorhandenen Lüftungsanlagen reichen meistens nicht aus, um behagliche Raumluftbedingungen zu erzeugen.

Den größten Einfluss auf das Gebäudeklima haben in der Regel die wärme- und feuchteabgebenden Maschinen und Anlagen. Diese sollten, wie in den Abschnitten hier, hier und hier beschrieben, gedämmt und optimiert betrieben werden.

Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es weitere Wärmequellen und Einflussfaktoren auf das Gebäudeklima gibt:

Lüftung

Gemäß § 3 Abs. 1 ArbStättV und BGR 500 „Betreiben von Arbeitsmitteln“ Kapitel 2.14, Nr. 3.1.5 ist ein mindestens 5-facher Luftwechsel oder ein Frischluftvolumenstrom von 60 x Masse der Nennfüllmenge der Reinigungsmaschinen in m³/h umzusetzen. Damit ist einerseits eine Wärmeabgabe verbunden, die im Winter zu erhöhtem Energieverlust führt. Im Sommer strömt warme Außenluft in die Räume und an heißen Tagen heizt sich die Betriebsstätte stark auf. Es bietet sich deshalb gerade für Betriebe mit größerem Heizbedarf an, die Abluftanlage zu einer vollständigen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zu erweitern: Im Winter senkt der Wärmetauscher den Heizungsbedarf, während an heißen Sommertagen die Frischluft vorgekühlt wird, solange die Raumluft kühler als die Außenluft ist. Diese Vorkühlung um wenige Grad Celsius kann durch eine adiabate Kühlung unterstützt werden. Dabei wird enthärtetes Wasser in die Abluft gesprüht und verdunstet, die Luft kühlt durch die Verdunstungskälte ab. Ein Wärmetauscher überträgt diese „Kälte“ auf die Frischluft. Systeme zur adiabaten Kühlung sind bei Herstellern der Lüftungsbranche erhältlich. Planer und Handwerker der Gebäudetechnikbranche unterstützen und beraten Sie dazu.

Flächenoptimierung

Zur Reduzierung des notwendigen Luftwechsels durch kleine Betriebsräume sollte eine Abtrennung des Textilreinigungsmaschinenraums vom Rest des Betriebs erfolgen.

Aufteilung der Lüftungsanlagen
  • Kopplung der Abluft mit dem Betrieb der Textilreinigungsmaschine zur Senkung der Betriebsdauer der Ventilatoren
  • Räume oder Zonen, die nur stundenweise Bedarf an einer Luftversorgung haben, (z.B. Bereiche in denen Finisher oder Bügeltische große Mengen an Wärme und Feuchte erzeugen), können entweder durch eine eigene Lüftungsanlage abgedeckt oder an eine vorhandene Lüftungsanlage angeschlossen werden. Bei Nichtbenutzung der Finish- oder Bügelmaschinen das Abluftsystem über eine Klappe geschlossen bzw. die Lüftung abgeschaltet werden. Dabei muss die genannte Mindestluftwechselrate für die Textilreinigung zu jeder Zeit gesichert sein.
Optimierung der Lüftung durch Luftverbund
  • Zufuhr von Frischluft in Räume bzw. Bereiche mit hohen Anforderungen
    • Kundenbereich / Theke
    • Pausen-/Aufenthaltsraum
    • Büro
    • Tür-/Torluftschleieranlagen (Kundenbereich)
  • Überströmen in Bereiche mit geringeren Anforderungen (soweit vorhanden und belüftet)
    • Flure
    • Technikräume
    • Lagerräume
  • Absaugung in Bereiche mit hoher Temperatur und Feuchtebelastung sowie Geruchsbelastung.
    • Absaugung der am stärksten belasteten Luft direkt an bzw. über der Quelle:
      • Textilreinigungsmaschinen
      • Mangelarbeitsplätzen
      • Finishmaschinen, soweit keine maschineninterne Absaugung vorhanden ist
      • Bügeltische
  • Die Abbildung zeigt einen einfachen Luftverbund: Eine Lüftungsanlage versorgt ein Büro mit sauberer, ggf. vorgeheizter oder gekühlter Frischluft. Diese Frischluft verdrängt Raumluft über offenen Türen, Türspalten oder ggf. auch Lüftungsgittern in den angrenzenden Flur. Im Arbeitsbereich wird über den Maschinen die feuchte und warme Luft abgesaugt. Dies führt zur Nachströmung von Luft aus angrenzenden Bereichen. Wenn keine Fenster und Türen offenstehen, strömt Luft aus dem Flur in den Arbeitsbereich nach. Die Einbindung eines Fachplaners für Lüftungstechnik wird für solche Maßnahmen dringend angeraten.
Sommerlicher Wärmeschutz Dach, Fenster und Fassade

Zu einem Teil ist auch der Wärmeeintrag über die Gebäudeaußenwände für unerträglich hohe Temperaturen im Sommer in den Betriebsräumen mitverantwortlich. Über nicht oder mangelhaft gedämmte Dächer, Fenster und Wände dringt Wärme ins Gebäude. Über diese warmen Flächen (einschließlich der wärmeabgebenden Maschinen und Anlagen) werden Raumtemperaturen auch bei moderater Lufttemperatur als unbehaglich empfunden. Abhilfe schaffen folgende Maßnahmen:

  • Dach
    • Dachbegrünung
    • Hinterlüftete Aufdach-Solaranlage (z.B. Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung)
    • Wärmedämmung
  • Wände
    • Begrünung / Natürliche Verschattung
    • Wärmedämmung
  • Fenster
    • Bauliche Verschattung im Sommer, z.B. verlängerter Dachüberstand, Balkon etc.
    • Verschattung durch Sonnenschutz; außenliegender Sonnenschutz ist von seiner Wirkung dabei deutlich besser; je nach Bauart ist eine Windüberwachung zum Schutz vor Schäden an der Verschattung notwendig
    • Austausch gegen 3fach-Verglasung (U-Wert < 1,0 W/m²K, g-Wert < 0,5)
Wärmeeintrag Nebenräume

Auch angrenzende Kesselhäuser und Technikräume stellen eine Wärmequelle dar. Es ist nicht mehr zeitgemäß, wenn in diesen Räumen Temperaturen von über 30 °C – auch im Winter – herrschen, sondern ein Zeichen für mangelhafte Dämmung, ungenutzte Abwärmenutzung und ineffizienten Energieeinsatz. Hier finden Sie die notwendigen Informationen über Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs für Dampfkessel, Heizungen und Drucklufterzeuger.

Sollten Sie mit dem Gedanken einer umfangreicheren Renovierung oder Sanierung der Gebäudeaußenwände spielen, bietet es sich an, sich mit einem Energieberater für Nichtwohngebäude und einem Fachmann aus der Textilreinigungsbranche zusammenzusetzen. Einen passenden Energieberater, der auch die aktuellen Fördermöglichkeiten kennt, finden Sie bei der BAFA bzw. dena (Deutsche Energieagentur), die eine entsprechende Liste aktuell unter (https://www.energie-effizienz-experten.de/) führen. Auch die Energieberatung kann ggf. durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert werden, so dass für Sie keine oder nur sehr geringe Kosten entstehen.

Der Fachmann aus der Branche kann dafür sorgen, dass vorhandene (Ab)wärmequellen des Betriebs für die Gebäudebeheizung als auch vorhandene Wärmequellen der Gebäudetechnik für den Betrieb genutzt werden können. Geeignete Fachleuchte aus der Textilreinigungsbranche kann Ihnen der Deutsche Textilreinigungsverband (DTV) nennen.

Hier haben wir eine Checkliste zu Optimierung der Wärmeversorgung des Gebäudes.