Empfehlungen zum stufenweisen Aufbau eines Enegiedatenmanagements

Der Zweck eines betrieblichen Energiedatenmanagements bestimmt seinen Umfang. Deshalb sollte vor Einführung eines Energiedatenmanagements seine Aufgabe definiert werden:

  • Prüfung der Energiekosten- und Energiemengenabrechnung
  • Verlaufsermittlung / Trendbeobachtung über definierte Zeiträume (Stunden, Tage, Monate, Jahre)
  • Kennwertermittlung: Berechnung spezifischer Verbrauchswerte, bezogen auf die bearbeitete Waren-/Wäschemenge und/oder Stückzahl
  • Laufende Effizienzüberwachung
    • Wieviel kWh Nutzenergie (Dampf, Wärme, Druckluft) liefert eine Maschine pro eingesetzte kWh Energie (Erdgas, Heizöl, elektrische Energie)?
    • Wieviel kWh Dampf, Strom, Wasser oder Waschchemikalien benötigt eine Maschine (TRM, WSM, Trockner, Finisher) pro kg Textilien?
  • Laufende Kontrolle der Maschinen auf Leckagen und Defekte
    • Um wieviel Liter weicht der Verbrauch der Waschschleudermaschine vom Mittelwert ab (siehe folgende Abbildung einer WSM mit defektem (IST-Analyse) und mit repariertem Ablassventil)
  • Wie hoch ist die Leckrate des betrieblichen Druckluftnetzes und welche Kosten entstehen dadurch?
  • Optimierter Energieeinkauf durch Profiloptimierung
    • Technisches Lastmanagement
      • Lastabwurf: Abschalten nicht benötigter Verbraucher
      • Lastverschiebung: Betrieb von Verbraucher zu Niedertarifzeiten bzw. bei günstigen Einkaufsbedingungen
      • eigene Speicher (Wärme, Kälte, Strom, Druckluft)
    • Optimierte Eigenstromnutzung
      • Photovoltaik-Anlagen
      • Blockheizkraftwerk (BHKW)
      • Wasserkraftanlagen
      • in Verbindung mit Batteriespeicheranlage
    • Energiebezug an der Leipziger Strombörse /über Stromhändler

MERKE: Je umfangreicher die gewünschten Funktionen des Energiemanagements sind, umso detailliertere Daten werden benötigt. Daraus folgt ein größerer Aufwand zur Ermittlung der:

  • Kosten zur Anschaffung der erforderlichen Hard- und Software
  • Kosten zur Installation und Wartung der Hard- und Software
  • Kosten zur Auswertung der Messdaten durch das vorhandene Personal

Sobald im Betrieb die notwendigen Funktionalitäten des Energiemanagements feststehen, kann der Detaillierungsgrad festgelegt werden. Dieser lässt sich für alle Energie- und Medienarten wie folgt unterteilen:

  • Haupteinspeisung bzw. Gesamtverbrauch
    • Unterzähler Verbrauchsgruppe (z.B. alle Textilreinigungsmaschinen, alle Trockner)
      • Einzelverbraucher

Es ist nicht zwingend notwendig, für alle Energie- und Stoffströme die gleiche Detaillierung zu wählen.

Bei der Strukturierung des Energiedatenmanagements müssen die richtigen Fragen gestellt werden:

  • Wo wird der größte Anteil der Energie investiert?
  • Wo entstehen die größten Energiekosten?
  • An welcher Stelle weist der Betrieb das größte energetische und finanzielle Einsparpotenzial auf?
  • Welche sinnvollen Zusatzdaten sparen Personalkosten ein und erhöhen die Betriebssicherheit?

Bei den meisten Betrieben wird die meiste Energie über Erdgas bzw. Heizöl zugeführt und in Dampf umgewandelt. Deshalb sollten die Dampfverbraucher(gruppen) genauer erfasst werden.

MERKE: Jeder Datenmesspunkt kostet Geld. Überlegen Sie genau, welche Daten Sie dauerhaft erfassen wollen. Bei kurzfristig unklaren oder nicht erwarteten Abweichungen von einem erwarteten Verbrauchswert kann ein Messdienstleister oder Fachberater die günstigere Lösung sein.

Auch wenn Wärme bzw. Dampf in der Regel den größten Energieverbrauch in Textilreinigungen darstellt, kann elektrische Energie durch den deutlich höheren Arbeitspreis (mit EEG-, KWK-Abgabe und Netznutzungsentgelt) die höheren Gesamtkosten verursachen.

Energiemanagement kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Neben hohen, oftmals unnötigen Kosten ist es auch nötig, die Mitarbeiter stetig darauf hinzuweisen und im richtigen Umgang zu schulen. Der wirtschaftliche Erfolg für Energiemanagement richtet sich auch danach, wie die richtige Maßnahme zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt wird:

  • Sofortmaßnahmen (Führen handschriftlicher Listen, Auswertung von vorhandenen Energiedaten, Erfassen der Maschinen- und Anlagenparameter)
  • Bestandsaufnahme (Ermittlung vorhandener Zähleinrichtungen, Schnittstellen an Maschinen)
  • Planung / Beratung von Maßnahmen (Bedarfsermittlung, Definition der Aufgaben, Zeitplan)
  • Umsetzung von Maßnahmen (Vernetzung, Zählereinbau, etc.)
  • Prüfung des Erfolgs der Maßnahmen (Welche Daten fehlen oder sind unnötig?)
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Über alle Maßnahmen sollte gleichzeitig eine Dokumentation angelegt werden.