Wetclean - Grundlagen

„Wetclean“ oder auf Deutsch „Nassreinigung“ kommt da zum Einsatz, wo übliche Waschverfahren ungeeignet sind. Dies ist dann der Fall, wenn die Ware aus empfindlichen Faserarten und kompliziert aufgebauten Gewebekonstruktionen besteht. Herkömmliches Waschen schädigt diese Textilien durch Schrumpf, Pilling, Farbverluste etc. bereits nach einem Waschgang. Mit der derzeit angewandten Reinigung in Lösemitteln lassen sich häufig nur unbefriedigende Reinigungsergebnisse und erhöhte Vergrauung erzielen.

Bei der „Nassreinigung“ wird Oberbekleidung mit speziell abgestimmter geringer Waschmechanik und angepasster Waschchemie behandelt und anschließend professionell gefinisht. Folge ist deutlich verbesserte Schmutz- und Geruchentfernung, wie die Tabelle zeigt.

Bis auf öl- und fetthaltige Anschmutzungen lassen sich alle Schmutzarten deutlich besser in Wasser entfernen. Weitere Vorteile der Wasseranwendung sind:

  • Wasser ist nicht brennbar
  • Wasser bewirkt keine Gesundheitsrisiken für den Bediener und führt zu keinen bakteriellen Problemen
  • Wasser wird nicht verboten oder begrenzt auf Grund gesetzlicher Regelungen (der Verbrauch sollte dennoch so weit wie möglich reduziert werden)

Die Pflegekennzeichnung in der Ware gibt an, ob ein Textil für Wetcleanverfahren geeignet ist oder nicht geeignet ist.

Die Tabelle zeigt die derzeit gültigen Pflegekennzeichen für Wetcleanverfahren.

Weitere Informationen zur Pflegekennzeichnung findet man in der DIN EN ISO 3758:2013-12 (gültige Norm aus 2017).

Zur Durchführung von Wetcleanverfahren benötigt man speziell angepasste Waschbedingungen, die nahezu keine Reibung zwischen den Textilien und/oder Trommel erzeugen. Diese Bedingungen lassen sich nur auf frei programmierbaren Waschmaschinen erzielen, die zudem noch über eine exakte Temperatursteuerung verfügen. Intensive Fallbewegungen der Textilien und ungehinderte Textilbewegung müssen vermieden werden. Um bei der äußerst niedrigen Waschmechanik dennoch zufriedenstellende Schmutzentfernung zu erzielen, muss angepasste Waschchemie eingesetzt werden. Dazu wird ein Waschmittel-Baukastensystem verwendet, bei dem Flüssigwaschmittel (ohne Bleiche), Waschkraftverstärker (auch als Vordetachurmittel einsetzbar) und ein Ausrüstmittel (Weichspüler oder Imprägniermittel) eingesetzt wird. Zur hygienischen Aufbereitung wetcleanfähiger Ware, speziell für Ware aus Senioren- und Pflegeheimen, die empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist, gibt es Niedrigtemperaturdesinfektionsmittel. Diese ermöglichen eine Desinfektion bei Flottentemperaturen von 40 °C innerhalb von 20 min.

Da in der Praxis viele Kunden das Pflegeetikett aus dem Kleidungsstück herausschneiden, muss der Textilreiniger aufgrund seiner Fachkenntnis selbst entscheiden, ob ein Teil nassgereinigt werden darf oder nicht.

MERKE: Um Schadensersatzansprüche oder Diskussionen mit dem Kunden aufgrund defekter Ware zu vermeiden: Ware, bei denen eine Nassreinigung fraglich ist, nur nach vorheriger Absprache auf Kundenrisiko behandeln. Kunden dafür sensibilisieren, dass das Abtrennen von Pflegeetiketten zu Problemen führen kann.

Praxiserfahrungen zeigen, dass bei folgender Ware auf Nassreinigung unbedingt verzichtet werden sollte:

  • Minderwertige Ware
  • Bereits verschlissene Ware mit starkem Pilling
  • Verschiedene Materialkombinationen, insbesondere bei bereits teilweise vorhandenen gekräuselten Nähten
  • Front-fixierte Teile, wenn bereits geringe Bolder (Auswölbungen, Beulen) vorliegen
  • Ware mit Plissee
  • Ware mit rauer Oberfläche und/oder starrer Bindung, da diese Ware eher zur Welligkeit neigt

Zur Überprüfung der eingestellten Wasch- und Wetclean-Bedingungen und zur Selbstkontrolle finden Sie hier ein Prüfblatt, in dem die einzelnen Waschparameter dargestellt und für eine spätere Kontrolle abgelegt werden können.

Beispielhaft ist hier ein Waschprogramm für Hemden dargestellt und soll Ihnen als Anleitung zum Erfassen Ihrer Nassreinigungs- und Waschprogramme dienen.